Montag, 21. Januar 2008

Gedanken zur modernen Politik für die Massen

Wenn ich das Video, in dem das überdurchschnittlich gut aussehende Obama Girl mit dem Giuliani Girl singt, ansehe, erinnere ich mich sofort zurück an eine Diskussion mit meinem Vater. Ich habe den Standpunkt vertreten, dass das Lied "Dear Mr. President" von Pink oberflächlich und am Ziel vorbei geschossen sei. Ein einziges Lied sei nicht in der Lage die Komplexität der Situation zu erfassen. Weiterhin sei es ironisch für eine derart erfolgreiche Sängerin Künstlerin mit entsprechendem Einkommen über derartige Probleme zu singen und andere für ihre Ignoranz gegenüber den Problemen der armen Bevölkerung sowie gegenüber einigen groben Missständen auf dieser Erde anzuprangern. Der Weisere von uns beiden erwiderte mir, dies sei aber eine sehr wirkungsvolle Art der Politik und sei auf jeden Fall zielführend, denn es sensibilisiere sowohl die Bevölkerung, als auch Politiker für das Thema und zwinge sie aufgrund des öffentlichen Drucks wenigstens Alibi- oder Aufklärungsaktionen zu unternehmen - und im Grundsatz habe sie ja schon nicht ganz unrecht.

Da ich mich während des Gesprächs an eine Aussage eines Verantwortlichen einer Anti-Raserkampagne zurück erinnerte, musste ich einen Moment inne halten und schlussendlich unkommentiert zustimmen. Besagter Ordnungshüter kommentierte Vorwürfe gegen die Kampagne, bei der ausgebrannte oder vollkommen zerstörte Autowracks an den Strassenrändern des Kantons aufgestellt wurden, sinngemäss wie folgt:
Raser (also Menschen, die zwischen 70 und 100 km/h zu schnell fahren), lesen gemäss einer Studie keine Zeitung, informieren sich nicht im Fernsehen und sind auch über sonstige Medienkanäle nicht zu erreichen. Diese Menschen erreicht man nur auf den Strassen, dort sind wir mit dieser Kampagne vertreten.
Oder anders ausgedrückt: Diese Menschen sind eine sehr kleine und differenzierte, sehr schwer mittels gewöhnlicher Marketingmassnahmen zu erreichende Zielgruppe.

In einem Wahlkampf, in dem wirklich jede Stimme zählt, ist es daher nicht verwunderlich dass das Wählersegment, dass aufgrund seines Informationskonsumationsverhaltens irgendwo zwischen den Zeitungskonsumenten und den Rasern anzusiedeln ist, durch Videos versucht wird zu mobilisieren. Das ist die moderne Politik, wie sie in den USA gemacht wird und wie sie hierzulande meiner Einschätzung nach noch längere Zeit nicht zu sehen sein wird. Höchstens der gute Herr Leuenberger könnte für eine Überraschung gut sein, er hat das Blog-Zeitalter erreicht (und damit meine ich, dass er regelmässig und gut bloggt, nicht einfach das Internet mit einer weiteren Blogleiche aufgeblasen hat) und befindet sich damit historisch gesehen nur noch knapp 1-2 Jahre vor der Entdeckung von YouTube. Auch wenn Lieder oberflächlich und polemisch sind, bieten 2.5-4 Minuten immer noch mehr Platz für Inhalte als ich sie all zu oft in Statements zeitgenössischer Volksvertreter zu erkennen glaube.

P.S.: Ich habe in diesem Beitrag explizit nicht geäussert dass das zu Beginn verlinkte Video Substanz hat, es ist lediglich zielführend. :)

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